Nur durch die Mithilfe von vielen Menschen kann das Angebot des Tafelladens in Gerabronn seit 2013 aufrechterhalten werden.

Sorgen im Tafelladen lassen

In Gerabronn helfen seit 2013 Frauen und Männer, um die Not von finanzschwachen Menschen zu lindern. Der Tafelladen beging kürzlich sein zehnjährige Jubiläum. 

Ein Tafelladen-Jubiläum sei kein Grund zu feiern, meinte Pfarrer Axel Seidel, der für die evangelische Gesamtkirchengemeinde Gerabronn das Projekt betreut. Es sei traurig, dass im reichen Deutschland ein solches Angebot überhaupt nötig und in den letzten Jahren immer wichtiger geworden sei. Aus diesem Grund trafen sich die Ehrenamtlichen lediglich zu Kaffee, Brezeln und Hefezopf, um sich auszutauschen.

Die ökumenische Begegnungsstätte „OffenBar“ in Gerabronn suchte 2012 zur Ergänzung ihres Angebots nach einer Möglichkeit, günstige Lebensmittel an finanzschwache Menschen abzugeben. Schnell war klar, dass die Ehrenamtlichen das nicht alleine schaffen konnten. Parallel meldete sich Karin Coffey von der Crailsheimer Tafel und suchte nach einem Partner für die Zusammenarbeit. Der Rest ging schnell: Im April 2013 eröffnete der Tafelladen – „Ausgabestelle Gerabronn des Tafelladens Crailsheim“, so der offizielle Name – im katholischen Gemeindesaal erstmals seine Türen.

Für Tafelläden werden überschüssige Lebensmittel von Supermärkten, Bäckereien und anderen Produzenten gesammelt, die sonst vernichtet würden. Sie werden anschließend zu einem geringen Preis an Menschen in wirtschaftlich schwierigen Situationen verkauft. Sie sind auf dieses Angebot angewiesen, um sich und ihre Familien zu ernähren. Darüber hinaus fördert der Tafelladen auch die Gemeinschaft, indem er Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten zusammenbringt und ihnen die Möglichkeit gibt, sich kennenzulernen und auszutauschen.

Jeden Dienstagnachmittag von 14.30 bis 15.30 Uhr verkaufen die Ehrenamtlichen Lebensmittel zu maximal 30 Prozent des ortsüblichen Preises an die Besucherinnen und Besucher. Der Tafelladen Crailsheim der diakonischen Aufbaugilde Heilbronn unterstützt das Projekt logistisch und mit viel Erfahrung. Alle Lebensmittel, Obst und Gemüse sowie Molkerei- und Backwaren sind einwandfrei und das Mindesthaltbarkeitsdatum ist noch nicht abgelaufen, sie können aber nicht mehr in Märkten verkauft werden.

Während noch vor ein paar Jahren 20 bis 25 Personen aus Gerabronn und dem Umland in den Gemeindesaal kamen, seien es heute um die 40 pro Öffnungstag, erzählte Erika Keller, das „Herz“ der Ehrenamtlichen. Vor allem seit im letzten Jahr die Flüchtlinge aus der Ukraine dazukamen, habe sich die Zahl erhöht.

Welche Logistik hinter dem Tafelladen in Gerabronn steckt, rechnete Axel Seidel vor: In zehn Jahren hatte der Tafelladen rund 500-mal geöffnet. Wenn nur vier Helferinnen und Helfer jeweils vier Stunden Zeit für den Auf- und Abbau sowie den Verkauf der Waren investiert haben, dann haben sie sich 8000 Stunden oder 333 Tage nonstop für den Tafelladen engagiert. Dazu kommen die Transporte von Crailsheim nach Gerabronn und zurück sowie die Fahrten der Gerabronner Ehrenamtlichen. „Das reicht locker einmal um den ganzen Erdball.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien ein Segen für Menschen mit wirtschaftlichen Sorgen, betonte der Pfarrer: „Sie nehmen ihnen die Angst, ob das Geld noch für das Essen reicht.“ Zusammen mit einem Lächeln im Gesicht und einem guten Gespräch können die Ehrenamtlichen weiterhelfen. „Wenn nur ein Mensch seine Sorgen hierlassen kann und ohne wieder nach Hause geht, dann hat sich unser Engagement gelohnt“, zeigte sich Pfarrer Axel Seidel überzeugt. „Wie sagte Jesus? ,Denn als ich hungrig war, habt ihr mir zu essen gegeben‘.“

Die stellvertretende Bürgermeisterin, Heidegret Mayer, dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Namen der Stadt Gerabronn für ihre Zeit und ihr „großes Herz“. Die Koordinatorin des Gerabronner Tafelladens, Janina Gorol, freute sich über die vielen aktiven Menschen, die die wöchentlichen Öffnungszeiten des Tafelladens sicherstellen, „ohne Euch wäre das alles nicht möglich. Gemeinsam rocken wir das und meistern den Ansturm“.

Das Team freut sich immer wieder über Geld- oder Lebensmittelspenden. Vor allem länger haltbare Nudeln, Reis, Mehl, Zucker oder Konserven seien gefragt. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums gab es eine Spende in Höhe von 1000 Euro vom Verein für Theater und Kultur Hausen am Bach, „Flausen in Hausen“.